Wenn das Jahr zu Ende geht, ertappt man sich dabei, über das Vergangene herum zu sinnieren. Das zurückliegende Jahr wird beschaut wie ein viel bebilderter Quilt und man hangelt sich von Moment zu Moment. Momente von Glück. Momente von Unglück. Momente von Trauer. Momente von Ideen. Momente von Peinlichkeiten. Momente von Innigkeit. Momente von Weltschmerz. Momente von Stille. Ich mag das Herumsinnieren.

Ich mag den Frühling, denn Frühling bedeutet Ostern. Und Ostern ist die Zeit, auf die ich mich in den grauen Monaten, Januar und Februar, freue, wenn die gelben Narzissen langsam überall sprießen. An Ostern wurde dieses Jahr wie immer ein Osterlamm gebacken, Zweige aus dem Garten geschnitten, Osterkörbchen gefüllt, gelbe Tulprn auf den Tisch gestellt und die Geschichten von Peter Hase von Beatrix Potter aufgeschlagen. Ostern bedeutet für mich bunte Leichtigkeit.

Dinge für liebe Menschen sind entstanden. Dinge, die berühren, erinnern und erfreuen sollen. Geschenke selbst zu machen gehört bei mir in jedes Jahr. Als ich klein war, habe ich zu jeglichen Feiertagen unseren Nachbarn Selbstgebasteltes vor die Türen gestellt. Und obwohl ich in dem entscheidenden Überraschungsmoment nicht dabei war, habe ich mich bei der Vorstellung der überraschten Gesichter als Kind am meisten gefreut. Und das ist heute noch so.


Arbeiten sind am Jahresanfang entstanden, die erst nach vielen Anläufen sagten, was sie brauchten. Und war einem Hauch zu viel Ehrgeiz geschuldet und gleichzeitiger Verwirrung über den weiteren Weg meiner Illustrationssprache. Ich habe immer gerne mit „einfachen“ Formen gearbeitet. Weg vom Naturalistischen und hin zu anderen Wegen, Dinge und Lebewesen darzustellen. Ich habe gerne damit gespielt, habe ausprobiert und hatte großen Spaß dabei. Durch einen Ratschlag habe ich mir aber Anfang des Jahres eingeredet, dass ich „anspruchsvoller“ arbeiten müsste. Dass die einfachen Formen zu einfach sind. Also habe ich „anspruchsvoller“ illustriert; habe mich mit naturalistischer Formensprache beschäftigt und mich angestrengt. Und das war das Problem. Meine Arbeit hat genau das ausgedrückt – Angestrengtheit. Das Verspielte war weg. Das Leichte war weg. Meine Freude am Arbeiten war weg. Viele, gefühlt, verschwendete Wochen. Aber es war sehr wertvoll, denn ich habe gelernt, dass selbst Menschen „vom Fach“ einen auf den falschen Weg führen können. Es ist immer eine gute Idee auch einmal seine Wohlfühlzone zu verlassen und Neuland auszuprobieren. Aber ob man dabei Schätze findet, ist erst der nächste Schritt. Bei mir war es kein Schatz, sondern eher ein alter Schuh, der mir nicht gepasst hat.

Danach sind viele neue Wesen entstanden, die Abenteuer erleben durften. Die meisten sind im Rahmen von Themenwochen entstanden, die Illustratorengruppen in sozialen Netzwerken initiieren. Aber nicht im Sinne eines Wettbewerbs, sondern das Gegenteil: Illustratoren sollen sich hierbei austauschen und gegenseitig unterstützen. Eine wundervolle Idee und sie funktioniert auch noch dazu. Bei solchen kleinen Aktionen mitzumachen kann dabei helfen neue Ideen zu entwickeln oder sich selbst aus einem Loch des Unmutes zu ziehen. Ich nutze diese Gelegenheiten häufig, um Werkzeuge oder Materialien auszuprobieren, mit denen ich noch gar keine oder nur wenig Erfahrung habe.

Und dann kam der Herbst.

Der Herbst mit seinem Rot, Orange und Gelb. Mit seinen Geistern, Hexen und Monstern. Ich liebe den Herbst. Ich bin mir jedes Jahr aufs Neue unsicher, ob der Herbst oder der Winter meine liebste Jahreszeit ist. Vielleicht muss auch schlicht und einfach keines von beiden vorne liegen, denn Herbst und Winter haben beide ihre ganz besonderen Eigenheiten und Vorzüge. Wenn nach dem Sommer mit der Herbst die Zeit des Gemütlichkeit, der Wollpullover, der Apfelkuchen und Kürbissuppen beginnt, habe ich das Gefühl, dass sich auch in mir Gemütlichkeit ausbreitet. Alles wird ein bisschen langsamer.

Obwohl für mich der Herbst gar nicht lang genug sein kann, ist er doch jedes Jahr so schnell vorbei. Es sind in diesem Jahr einige Herbstillustrationen entstanden, die teilweise als Karten oder Sticker in den Druck gehen werden. Gerade die Farbpaletten für Herbstillustrationen machen mir besonders viel Freude. Warme Erdtöne in Kombination mit verschiedenen Grüntönen.

Und plötzlich steht der Winter vor der Tür. Die Vorweihnachtszeit fing bei uns dieses Jahr schon früher an als sonst und auch der Weihnachtsbaum erhielt bereits an Nikolaus Einzug. Vielleicht aus dem einfachen Grund, dass die Weihnachtszeit ein großes Talent hat, das Weltgeschehen etwas in den Hintergrund rücken zu lassen und einem vorgaukelt, dass die Welt doch noch ein friedlicher Ort sein kann. Schön wäre es. Aber wenigstens hat es sich für einen Monat so angefühlt.

Danke, 2024.