Die Welt der Kriegskinder ist eine verschwiegene Welt, wie die Journalistin Sabine Bode in ihrem Buch „Die vergessene Generation“ thematisiert.
Lange Zeit wurde angenommen, dass die Wahrnehmung von Kindern noch nicht ausreiche, um Kriegszustände in ihrer Umgebung als solche zu erfassen. Da die Kinder keinen anderen Umgebungszustand gekannt und keine Vergleichsmöglichkeit gehabt hätten, würde der Kriegszustand von ihnen als normaler Alltagszustand wahrgenommen werden. Doch durch psychologische Aufarbeitung von Traumata bei den vom Krieg betroffenen Kindern zeigte sich das Gegenteil.
Die Kinder wurden während und nach dem Krieg dazu motiviert, ihre Erlebnisse und Erinnerungen zu verdrängen, zu verschließen, zu verschweigen und den besseren Zeiten entgegenzusehen. Folge dessen waren Traumata, die nicht reflektiert werden konnten. Dieses Phänomen prägte beispielsweise die Kriegskindergeneration des Zweiten Weltkrieges.
Meine Bilder greifen diese Thematik auf. In ihnen finden die versteckten Traumata Ausdruck, die in Form von fotografischen Kriegselementen als Fremdkörper die warme naive Kinderwelt stören. Die Collagen aus Papier und Pappe verbunden mit illustrativen Elementen und Flächen assoziieren Suchbilder, in denen sich Kriegselemente verstecken. Der Krieg hört nicht auf, wenn Waffen schweigen, sondern bleibt nachhaltig im Körper der Betroffenen bestehen, häufig im Unbewussten.
Mein Projekt „Lärm spielt Stille“ macht auf den falschen damaligen Umgang mit betroffenen Kindern aufmerksam und stellt eine Aufforderung dar, es in der heutigen Zeit mit neuen Kriegen und Weltkonflikten anders zu machen. Sprechen statt Schweigen. Zeigen statt Verstecken.
1. September 2019