Riechen, Hören, Fühlen

In einer Welt, die technologisch vorwärts zieht wie ein Schnellzug, hat man es als analoge Liebhaberin nicht immer leicht. Als analog Illustrierende noch weniger.

Keine Frage, es ist beeindruckend, welche Möglichkeiten die Technologie auf künstlerischer Seite bringt. Es gibt zahlreiche digitale Werkzeuge, die die analogen Techniken so genau kopieren, dass es heutzutage teilweise unmöglich ist, analoge und digitale Illustration zu unterscheiden. Doch genau hier liegt das Problem.

Digitale Illustration ist weniger zeitaufwendig, also billiger für den Auftraggeber, und schafft es auch noch die analoge Illustration augenscheinlich austauschbar zu machen. So ist die Wahrscheinlichkeit heutzutage sehr gering, dass man als analog Illustrierende, digital Illustrierenden vorgezogen wird. So muss man hoffen, dass es noch genug Auftraggeber und Kunden gibt, die den Wert analoger Arbeiten genug schätzen, um bereit zu sein, mehr zu investieren. Wenn dies nicht der Fall ist, ist man schlichtweg gezwungen, seinen Stundenlohn herunterzusetzen und legt somit den Grundstein für einen allgemeinen Wertverlust analoger Illustration.

Die Welt ist so furchtbar schnell geworden. Ob sie damals auch als schnell wahrgenommen wurde? Fortschritt gab es immer. Aber war auch schon immer die damit entstehende Ungeduld von heute präsent? Alles muss schnell und billig sein. Es geht nicht um den Prozess als solchen; es geht um die Zahlen.

Spricht denn etwas dagegen digital zu illustrieren?

Nein, jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn handwerklich am besten funktioniert. Aber mir geht es darum, dass der Wert des analogen Handwerks nicht in den Schatten des Digitalen rutscht.

Es hat wohl viel mit der Liebe zur ursprünglichen Kunst zu tun. Mit der Liebe zum Farbenmischen, zum Geräusch des Stiftespitzens, zum Rascheln von Papier, zum Duft von Kreidestiften. Und meiner Meinung nach, sieht man all das in einer analog entstandenen Illustration.

Ich schätze es sehr, wenn der Gebrauch bestimmter Werkzeuge in Bildern erkennbar ist. Wenn sich Collageteile abheben. Wenn sich kleine Farbkleckse verirrt haben. Wenn Kreiden unregelmäßige Flächen ziehen. Die Schönheit des Unperfekten.

Trotzdem empfinde ich die digitalen Mittel als sehr hilfreich, wenn es um die Vorbereitung oder das Nachbearbeiten von Arbeiten geht. Zum Beispiel, um Farbkonstellationen zu testen, Details zu verbessern oder auch Missgeschicke zu retten.

Diese kleine Hymne an die analoge Illustration soll nicht bedeuten, dass ich digitale Illustration in ihrem Können und Wert nicht schätze. Es gibt zahlreiche digital Illustrierende und digitale Werke, die mich inspirieren und die ich beeindruckend finde. Aber ich wünsche mir sehr, dass die analoge Illustration trotz der technologischen Möglichkeiten nie ihren Wert und ihre Anerkennung verliert. Für mich steckt in der analogen Illustration eine Ebene, die die digitale Illustration nicht erreichen kann. Es ist schwer zu beschreiben, doch vielleicht ist es auch nichts, was man mit Worten fassen, sondern etwas, das man spüren muss.