Ein unbesiegbares Ungeheuer

Einige Gedanken.

Selbstzweifel und Ängste gehören zur kreativen Arbeit dazu, doch sie wachsen meist umso mehr, wenn man mit seiner Arbeit in die Öffentlichkeit treten muss, da man die Kreativität zu seinem Beruf macht. So muss man lernen, unaufgefordert an Türen zu klopfen; Telefonate mit fremden Menschen zu führen, die nicht verbergen, dass sie weitaus wichtigeres zu tun haben; ungewollt destruktive Kommentare über seine Arbeit zu lesen, deren Verfasser keinerlei Bedeutung für das eigene Leben spielen und es trotzdem schaffen, einem schlaflose Nächte zu bescheren.

Die Ungewissheit ist das Ungeheuer, gegen das der Künstler kämpft. Die Ungewissheit, ob die eigene Arbeit den Betrachtern gefallen wird. Die Ungewissheit, ob die eigene Arbeit verstanden wird. Die Ungewissheit, ob man von dieser Arbeit leben kann. Die Ungewissheit, ob man die richtige Entscheidung getroffen hat. Die Ungewissheit, wie Betrachter einen selbst wahrnehmen. Und hilflos müssen wir dann feststellen, dass wir gegen ein Ungeheuer kämpfen, dass unbesiegbar ist, denn die Ungewissheit ist ein Teil der kreativen Arbeit und diese zuzulassen ist Voraussetzung die Kreativität bei Laune zu halten.

Sobald Publikum ins Spiel kommt, vergisst man gerne worum es bei der eigenen Arbeit eigentlich geht. Man dreht sich in Gedankenstrudeln bezüglich Fragen, wie „Was gefällt den Leuten? Was würden sie kaufen? Was ist ihr Geschmack? Was erwarten sie von meiner Arbeit?“ Dabei verliert man den Blick für das Wesentliche: Erfüllung in der eigenen Arbeit zu finden. Werke zu schaffen, die einem etwas bedeuten; die einen selbst bewegen; in denen man Ausdruck für das finden kann, was einen beschäftigt. Denn wenn uns die eigene Arbeit berührt, dann wird sie auch andere berühren. Es geht nicht darum, das Publikum mit allen Mitteln zufrieden zu stellen, sondern mit unserer Arbeit selbst zufrieden zu sein um sie so authentisch vertreten zu können. Wenn man sich nach dem Publikum richtet, verliert man den Mut Neues auszuprobieren, denn wieso sollte man auf ein anderes Pferd setzen, wenn das alte doch immer gut gelaufen ist?! Ich versuche bei einer neuen Arbeit bei jedem Schritt zu reflektieren, ob ich dies nun so entschieden habe, weil ich glaube, dass es so anderen gefällt oder weil es sich für mich selbst richtig anfühlt.

„Künstler zu werden besteht zum großen Teil darin, dich selbst anzunehmen , was deinem Werk einen persönlichen Charakter verleiht, und deiner eigenen Stimme zu folgen, die dein Werk einmalig macht.“ (Kunst & Angst von David Bayles & Ted Orland)